Es ist amüsant zu verfolgen, wie ein paar Worte des 22 jährigen Stuttgarter Fußballspielers Mario Gomez die komplette DFB Sportgerichtsbarkeit in Bewegung hält und natürlich die begleitenden Medien gleich mit. Arschloch hin oder her, es sind nur ein paar Buchstaben ausgesprochen worden, auf denen sonst alle sitzen. Wer ist das größere, oder sollte man besser fragen, wer hat das größere Arschloch von allen Beteiligten? Jörg Dahlmann, ein unbedeutendes Moderatoren-Bübchen des privaten Deutschen Sport Fernsehens, der sich stets wie ein Fünfjähriger gebärdet und sich über alles freut, was seine kleine Phantasiewelt übersteigt, der fasste dann das Sportwochenende so erstaunlich kreativ und trefflich zusammen mit „Fuck You Arschloch“, wo er dann noch die Geste das 31 jährigen Münchner Niederländers Mark van Bommel zur Untermalung mit einbauen konnte, die so genannte ‛Stinkefaust’. – Den Begriff hatte ich zuvor so auch noch nicht gehört, passt aber doch zu so mancher Situation ganz gut! – Und „Fuck You“ sollte der 26 jährige Frankfurter Grieche Ioannis Amanatidis zum Bremer Brasilianer Diego gesagt haben, und dann noch böse hinzugefügt haben „Stand Up“… Oh je, oh je, das tat aber weh!? Wir sind auf dem Fußballplatz und da geht es schon mal gewaltig heiß her! Mark van Bommel applaudierte dem schwachen Schiedsrichter Wagner für die Hinzufügung einer weiteren Fehlentscheidung! Ich frage, warum ist ein gespendeter Applaus eines Fußballspielers in jedem Fall eine Beleidigung, wo er doch nur ausdrücken wollte, was er nach 92 Minuten dachte… Dafür bedankte sich der Herr Wagner noch mit dem Zeigen der gelb/roten Karte. Einfach Super, das Fingerspitzengefühl dieses selbstherrlichen Wächters der DFB-Ordnung! Und Finger sind das richtige Stichwort: Am letzten Samstag zog der kleine Franzose Sarkozy durch eine Landwirtschaftsmesse, als ein älterer Mann sich vor ihm wegdrehte und sagte: „Oh nein, fass mich nicht an.“ Er wollte sich nicht seine Finger schmutzig machen lassen von jemandem, der etlichen Menschen zuvor ja auch schon die Hände geschüttelt hatte. Dieser Bakterienaustausch! Der Herr Präsident antwortete sichtlich erbost und wenig präsidial: „Dann hau doch ab!“ Als der Besucher daraufhin nachlegte und sagte: „Du beschmutzt mich,“ steigerte sich der noble Herr Präsident noch: „Dann hau doch ab, du Arschloch!“ – Nun streiten sich nur noch die Übersetzer, ob er Arschloch oder Blödmann gesagt hatte. Die französischen Zeitungen trauen sich nämlich nicht dem Präsidenten das Arschloch in den Mund zu legen und milderten es in Blödmann ab. Der Fernsehsender ARTE, den wir hier in Frankreich sehr gerne und häufig eingeschaltet haben, meldete diese kleine Begebenheit in der Übersetzung mit ‛Arschloch’, und denen sowie meinem dicken Lexikon will ich mal glauben. Aber es ist eigentlich egal was der feine Herr Präsident gesagt hat. Er sagt nämlich täglich etwas, immer kontrovers, immer am Rande des Irrsinns, für die, die ihn nicht verstehen. Mal sollen die Erst- und Zweitklässler in Frankreich mit der geschichtlichen Bedeutung des Holocaust beladen werden, dann soll der Bau neuer ‛Gotteshäuser’ mit Steuergeldern unterstützt werden, egal ob es sich dabei um neue Moscheen für Islamisten handelt. Er reagiert immer spontan, oder soll man es mit unüberlegt übersetzen, er hat immer eine Lösung parat, wie die sich gerade meldende Gruppe, Organisation oder nun der Einzelne es in seinen Augen verdient hat, beachtet zu werden. Mal mit und mal ohne Applaus. Und er wird auch nicht fragen, ob der letzte Applaus nun ironisch gemeint war. Er ist ja Präsident der Franzosen und der darf alles. Da äußert sich in der sonntäglichen Morgenrunde im DSF der von mir, wegen seiner sportlichen Kompetenz sehr geschätzte Udo Lattek, „…dass wir alle, Trainer und Spieler, doch als Vorbilder uns entsprechend zu verhalten haben“… Oh ja, diese Vorbilder braucht das Land! Meine Erlebnisse in dieser Fußballszene will ich hier nicht hervorkramen, aber da war nur wenig Vorbildhaftes, was ich zum Besten geben könnte! Ich will nur die Fakten erwähnen: 95% der Menschen sind genau wie die Herren Gomez, van Bommel, Amanatidis. Darum gehen die Zuschauer auf den Fußballplatz, um ihresgleichen kicken zu sehen. Der eine oder andere war oder ist so gut wie die da auf dem Rasen, andere wollen so gut werden und schaffen es vielleicht sogar. Aber einen Test über gute Manieren braucht nun keiner abzulegen. Noch nicht einmal ein Präsident in Frankreich muss das, und auch nicht ein von Generalissimus Franco zum König gemachter Spanier, der vor wenigen Monaten einem südamerikanischen Proleten-Präsidenten mit „Halt die Klappe“ öffentlich ’übers Maul fuhr’, ist aus einem anderen Holze geschnitzt. Welche Vorbilder sollen wir uns denn nun aussuchen? Die Kerle, die im Rotationsverfahren ihre Ehefrauen oder Liebschaften auswechseln und betrügen? Die Kerle, die mit vom Alkohol zerfressenen roten Pappnasen und zerfurchten Visagen aus tiefen Fernsehsesseln falsche Wahrheiten verkünden? Oder die Kerle, die mit von Weißwürsten und ähnlichem Müll aufgeschwemmten Leibern an den Seitenlinien stehen, Trainer oder Manager spielen und die sich zu ihrer aktiven Zeit genauso verhielten, wie die jungen Burschen heute? Vielleicht nehmen wir uns dann doch lieber gleich einen König oder einen Präsidenten zum Vorbild? Ach die Prinzen auf der engen Insel hätte ich ja fast vergessen. Richtig: es ist alles zum Vergessen! Es ist eine ebenso scheinheilige wie sinnlose, dumme Diskussion. Und da glaubt nun der DFB noch ein faires Maß an Recht finden zu müssen, in all dem Wirrwarr von Anspruch und Wirklichkeit! Wenn sie beim DFB einen etwas faireren Sport wollen, dann bitteschön sollen sie doch einen entsprechenden Verhaltenskatalog erstellen, damit jeder gleich weiß, dieses oder jenes Wort kostet so und so viel. Die schöne Summe, die sich im Laufe eines Spieles so zusammentragen lässt, kommt dann jeweils einer bedürftigen Einrichtung zu Gute. Und davon gibt es sehr viele, überall! Nicht nur in der Dritten Welt. So hätte der vierte Schiedsrichter an der Linie mit einem Richtmikrophon alle Hände und Ohren voll zu tun und könnte damit eine sehr nützliche Aufgabe erfüllen, zum Wohle der Allgemeinheit. Dann wäre es ein großer Fehler, diese Spieler dem so ertragreichen Geschäftsbetrieb für Wochen zu entziehen. Jede weitere verbale Entgleisung bringt Geld in die Kasse und das klappt nur, wenn alle auch spielen! So wie ein französischer Präsident weiter von einem Fettnäpfchen ins andere Fettnäpfchen treten darf und alle nur noch applaudieren. Wenigstens haben dann alle etwas zu lachen und er weiß am Ende nicht, ob es hämischer Applaus oder ehrliche Anerkennung war. Den feinen Unterschied kennt nur Herr Wagner vom DFB.
Der DFB rettet die Welt… NICHT
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