Ein Auszug aus meinem gleichnamigen Buch:
Tagträume auf der Fingerhut-Allee, dieser Titel schoss mir durch den Kopf, als ich mich einmal wieder auf meinem Rundkurs im fast ans Grundstück grenzenden Wald befand. Es ist eine Wegstrecke, die man variieren könnte, mal länger, mal kürzer, aber das Ideal dieser Wanderung ist für mich die Länge einer knappen Stunde und wenn ich sie mit etwas Tempo angehe, dann sind es nur noch 45 Minuten, die allerdings auch recht schweißtreibend ausgehen!
Ob links herum oder rechts herum, die Hälfte des Weges führt immer bergauf, die andere Hälfte entsprechend bergab. Aktuell entschied ich mich immer für den Uhrzeigersinn, also zunächst links aus dem Grundstück und dann die ersten wohl 200 Meter ziemlich steil bergauf, rechts haltend; dann rechts den Berg, ach nein, den Hügel klingt wohl richtiger, weiter langsam hinauf, meistern. Dabei sind die zweiten mindestens 200 m leider sehr ungepflegt und bieten die erste Matschprüfung, wenn es nicht, wie gerade, sehr trocken in diesem Waldstück ist. Danach geht’s leichter, eigentlich parallel zu den letzten Häusern am Hang, nur natürlich höher im Wald, aber auch nicht ewig, sondern es folgt eine Linkskurve und die führt endlich zur Fingerhut-Allee. Üppiger Regen, wie ja eigentlich sonst immer im Sauerland, ließ das Grünzeug gewaltig wuchern. Ein Wunder, das zuletzt Schuhe und Hosenbeine trocken blieben! Links und rechts am Wegesrand begrüßen nun unzählige, manchmal mannshohe lila Fingerhüte, neben anderen bunten Wiesenblumen, den Wanderer. Ja ich hatte immer den Eindruck, dass sich besonders die Fingerhüte leicht vor mir verneigten… Die letzten Meter, bis wir gar nicht mehr vom ‘Aufstieg‘ sprechen müssen, da ballen sie sich besonders, links und rechts. Noch nicht einmal im Abstand von 50 Zentimetern. So, als hätten sie sich alle an den Rand der Zielgeraden gedrängt, um den schnaufenden Wanderer noch einmal anzufeuern. – Da kamen mir so einige Ideen.
Die Tagesaktualität der Drecks-Welt quält mich! Es ist schwierig auch nur einmal spaßige Gedanken niederzuschreiben, die fern von Mord, Totschlag, Katastrophen und Betrügereien sind. Wie soll ich da nette Worte finden und sie gleichfalls so formulieren, dass sie kritisch genug und dennoch ehrlich und herzlich dem Anlass Rechnung tragen: Geburtstagsgrüße an die deutsche Bundeskanzlerin, Frau Dr. Andrea Merkel. Es ist leicht mit scharfer Zunge jemand zu kritisieren. Dann würde es natürlich nicht verwundern, wenn der so beglückte sich nicht mehr meldet. Und ich bin eitel genug, dem Einkommen der nächsten Dankeskarte aus dem Bundeskanzleramt entgegenzusehen. (In den letzten beiden Jahren wurde ich zumindest auf diesem Wege bedacht!)
Also wie anfangen? Ich dachte laut an die Zufälle, die sich aus regionaler Gemeinsamkeit für ein Leben ergeben können. Besser, hätten ergeben können. So kam ich dann auf die folgende nicht ganz ernst zu nehmende Verfälschung der Weltgeschichte.
In meinem Tagtraum ging ich davon aus, dass die Menschen in Europa nach dem 1. Weltkrieg genug hatten und dem Irrsinn der Gewalt versuchten abzuschwören. Es gab also gar keinen 12 Jahre andauernden braunen Sumpf. Es gab auch keine Weltwirtschaftskrise 1928. Meine eigene Familie erlebte blühende Zeiten mit der Möbel-Tischlerei, die mein Großvater väterlicherseits dann mit seinen drei Söhnen zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen ausbaute. Lübeck, als die Königin der Hanse, war der ideale Ausgangspunkt für eine Weltkarriere des sich dann zum Einrichtungskonzern auf allen Kontinenten ausweitenden Familien-Imperiums. Nicht jeder Sprössling in dieser Familie wollte Möbelschreiner werden. So wollte ich es zum Architekten bringen und konnte meine Talente auf besondere Weise eben doch wieder mit einbringen, denn schließlich sollten die Einrichtungshäuser perfekt präsentiert werden. Das waren dann meine ersten wichtigen Aufträge. Aber ich greife ja vor, denn noch habe ich in meinem Traum die Zeit der 1950er und späten 1960er vor mir.
Ich war sechs Jahre alt, als in Hamburg am 17. Juli 1954 die Angela Dorothea Kasner zur Welt kam, in einem bibelfesten Elternhaus. Hamburg war hin und wieder unser Ziel, wenn wir in Hagenbecks Tierpark gingen oder unsere Bekannten von Blohm & Voss besuchten. Kleine Bootstouren auf der Binnen- oder Außen-Alster sind mir in guter Erinnerung, feine Essen im Hotel Vier Jahreszeiten oder auch im Ratskeller. Ansonsten war Hamburg ja nur das Tor zur Welt, aber nicht der Platz, wo es lohnte zu leben. Also für uns wenigstens.
In Hamburg hatte sich neben dem allgemeinen Amüsement-Betrieb eine Musik-Szene gebildet, in den Clubs auf der Reeperbahn oder in den Nebengassen im Stadtteil St. Pauli. Jede Art von Musik, besonders aber die aus England: Man nannte sie zunächst Beat-Musik. Etliche inzwischen dann weltweit bekannte Bands kamen nach Hamburg oder wurden sogar erst durch ihre Auftritte in den Hamburger Clubs berühmt. 1965 kamen zum Beispiel The Rolling Stones in die Hamburger Ernst-Merck-Halle. Das war natürlich noch nichts für das kleine Mädchen Angela aber für den 17-jährigen Roman und seinen knapp zwei Jahre älteren Bruder schon. Sie waren nicht begeistert vom musikalischen Wert dieser Veranstaltung, aber irgendwie ist es im Nachhinein ganz schön sagen zu können „Ich war dabei!“ und nicht nur in Träumen sondern in der Realität!
Es waren aber besonders The Beatles aus Liverpool, die es dann, wenn man so will, und im Rückblick auf diese Zeit, bis auf die Spitze des Musik-Olymp schafften! Sie kamen 1966 zum letzten Mal nach Hamburg, wo sie Jahre zuvor stundenlang, jede Nacht in schäbigen Clubs sich verdienten, aber vor allem sich ihren musikalischen Background aufbauten. (Man ahnte ja nicht, dass es das letzte Konzert der Fab-Four in Deutschland war.) Auch die inzwischen 12-jährige Hamburger Deern Angela Dorothea Kasner stand damals hinter den Absperrungen und drückte sich später ihre Nase an den sicheren Glastüren der Ernst-Merck-Halle platt. Statt im tristen Elternhaus zu beten, betete sie natürlich die Stars aus der bunten Welt an.
Der damals 18-jährige Roman war selbstverständlich auch unter den im Verhältnis wenigen Glücklichen, die ein Ticket für dieses Konzert ergattern konnten. Von kreischenden jungen, dummen Hühnern nahmen er und seine Begleiter überhaupt keine Notiz. Wer dabei war, war ja fast schon ein kleiner Star.
Also gab es zunächst überhaupt keine Berührungspunkte zwischen den heranwachsenden Roman und Angela. Oh, doch, etwas später: Fußball. Die Fußball-Bundesliga spielte auch eine gewisse Rolle in diesen Jahren im Leben dieser beiden. Der HSV, super erfolgreich, zog viele junge Menschen an, so auch Roman aus Lübeck. Er buchte für sich und einige Freunde Jahreskarten im Volkspark-Stadion. Jedes Bundesligaspiel, jedes Match im Europapokal verfolgte der junge Roman ganz nah und immer intensiver mit der 1. Mannschaft des Hamburger SV. Zu jedem Auswärtsspiel flog er mit der Mannschaft und hin und wieder ließ es sich einrichten, dass er sogar mit dem Mannschaftsbus in die Stadien fuhr. Er baute sogar so etwas Ähnliches wie Freundschaften zu den Spielern und Verantwortlichen des Vereins auf und das sollte nicht ohne Folgen bleiben.
Parallel wurden Angela und einige Freundinnen ebenfalls große Fans des HSV. Auch sie gingen zu den Heimspielen, nicht so besessen wie Roman, aber doch mit einigem Interesse für das Spiel. Frauen-Fußball war mehr als in den Kinderschuhen, also blieb ja nur der richtige Männer-Fußball.
Auf der Tribüne lernte Angela einen Ulrich Merkel kennen, den sie Jahre später heiratete und so zu ihrem noch heute genutzten Namen kam. Eigentlich verrückt und auch unüblich, denn diese Ehe hielt nur fünf Jahre. Da sie aber nun mal unter diesem Namen eine steile Karriere in der Politik begann, behielt sie ihn bis heute bei, obwohl sie längst erneut wieder verheiratet, eigentlich Sauer heißen müsste, oder könnte. Man hat sie wohl auch nie gefragt, warum sie nicht wieder ihren Mädchennamen Kasner angenommen hatte. Egal, natürlich. Aber diese junge Frau Merkel kam nun über die Politik auf die Ehrentribüne des HSV und so auch in die Nähe des inzwischen zum Präsidenten gewählten Roman Schreiber. Der hatte sich über demokratische Wahlen der Mitgliederversammlung zum Vereinspräsidenten wählen lassen, ein Ziel, dass er schon in frühen Jahren im Auge hatte. Also in der Zeit, wo er selber nicht mehr gegen den Ball treten wollte, da war es sein Traum, einem Verein vorzustehen, der mit sauberen Mitteln sportlichen Erfolg hat und über diese Anziehungskraft Vorbild für Viele im Lande und in der Welt sein konnte. – Eine Meisterfeier nach der anderen gab es zu feiern. Die Hamburger Politik ließ sich gerne mit den erfolgreichen Sportlern bei den Siegesfeiern ablichten, so auch die gute Angela Merkel, die es inzwischen bis in die Parteispitze der CDU geschafft hatte und dann zur Bundeskanzlerin gewählt wurde. Was für eine Bilderbuch-Karriere! Sie schaffte das ohne Skandale, nur mit ihrer Fähigkeit, Situationen richtig einzuschätzen und die perfekten Schlüsse zu ziehen. Es lief also alles ‘wie geschmiert‘ im Lande… Oder doch nicht? – Da tauchten plötzlich Gerüchte über Grundstückskäufe in Paraguay auf. – Also ich schreibe hier tatsächlich über die Bundeskanzlerin Deutschlands. Während Millionen von Menschen in Europa ohne Arbeit sind, weil es eben nicht alles so rosig ist, wie es scheint, interessierte sich die vormals brave Hamburger Deern, die natürlich nun nicht mehr ganz so naive Angela, für einen Alterssitz in Südamerika. Wie das zusammengehen kann und der interessierten Öffentlichkeit als seriös zu verkaufen gelingen soll, dafür engagierte die kluge Angela ja schon vor Jahren den ehemaligen ZDF-Nachrichtensprecher Steffen Seibert.
Doch im Roman Schreiber brachte diese frisch aus Österreich erhaltene Nachricht große Zweifel hervor, ob so etwas überhaupt ‘geht‘!? Ein Regierungschef plant also für das Ende seiner Laufbahn weit entfernt einen Ruhesitz. Wie sehr muss sich dieser dann ehemalige Regierungschef fürchten, vor der Rache des Volkes, dem man über eine sehr lange Wegstrecke vorstand? Diese Frage beschäftigte unseren seit Jahren schon nicht mehr im Fußball- und auch sonst wie -geschäft tätigen Roman Schreiber. Das Bild der braven Hamburger Deern, die über Jahre dem deutschen Volk als so alternativlos präsentiert wurde, bröckelte gewaltig in ihm. – Wie sollte er nun eine launige Geburtstagsgeschichte schreiben, die das Wissen um diesen schwarzen Flecken auf der eben noch so weißen Weste der Bundeskanzlerin überdeckt? Das ging ja eigentlich gar nicht; ja das geht eigentlich nie mehr!
Darum ist es mit dieser lustig angefangenen Geschichte hier auch vorbei und die Realität sieht leider ganz anders aus.
Es gab die braune Zeit. Es gab den 2. Weltkrieg. Und es gab das Übersiedeln eines kleinen Pfarrers Kasner mit seiner jungen Familie in die DDR, gleich nach Angelas Geburt 1954. Die steile Karriere gab es auch, doch mehr als FDJ-Gefolgsperson und wie es dort auch immer geheißen haben mag. Nicht weise, sondern naturgemäß und dem Regime folgend, lernte die Angela russisch, eine Tatsache, die ihr heute bei Gesprächen mit dem Zaren Vladimir sehr gelegen kommt, und nicht nur mit ihm. Wie nannte ich doch so treffend in meinem letzten Video die großartigen Bemühungen der NATO-Kriegstreiberorganisation? ‘Schaffung von Lebensraum im Osten!‘ „Daran scheiterte schon ein anderer, brauner Idiot!“ Aber wenigstens konnte sich Angela auf dem NATO-Gipfel in Warschau mit etlichen Führern aus dem Osten prächtig unterhalten. Ob sie wohl gleich einige Kollegen mit in ihrer 100 Mio. € teuren Kanzlermaschine der Bundeswehr zum Weiterflug nach Kirgisien und dann nach Ulan Bator, in die Mongolei, zum nächsten ASEM-Treffen nahm? Reisen macht doch Spaß! Die Kosten sind kalkuliert. Man zahlt es nicht aus eigener Tasche.
Darum kann ich diese Geschichte gar nicht weiter schreiben und muss hier abbrechen, weil mir die Motivation dazu fehlt, die Wahrheit zu ignorieren!