Der Anfang vom Ende eines Musik-Dinosauriers

Was ist menschlicher als die echte Freude darüber, dass man schon vor langer Zeit eine Prognose aufstellte und sie dann, wie vorhergesagt, auch so eintritt. Wenn Arbeitsplätze verloren gehen, dann sind damit einhergehend auch etliche persönliche Härten verbunden, aber in diesem speziellen Fall muss erlaubt sein, dass so ein kleiner Schuss von Schadenfreude mit im Cocktail meiner Gedanken schwimmt. Da darf ich doch lesen, dass die große Record Company EMI rund 2.000 Mitarbeiter in den nächsten sechs Monaten entlassen muss, um so rund 400 Mio. $ pro Jahr einzusparen. Eigentlich werden dann immer noch ca. 3.500 Mitarbeiter zu viel bezahlt, denn eine wirkliche Bedeutung haben diese Gesellschaften doch schon lange nicht mehr. Wenn ein ’Pub- und Müllunternehmer’ im letzten August über 4,9 Mrd. $ zahlen kann, für die Übernahme einer solchen, soll ich ’maroden’ Gesellschaft sagen, – wenigstens trifft das für den Kern des Geschäftes zu – übrigens die Amerikaner sagen zu einer solchen Zahl wie ’Milliarden’ besser gleich ’Billionen’ weil diese Größenordnung sowieso niemand mehr versteht – , und dann per Ende des Geschäftsjahres März 2007 einen netto Verlust von 288.5 Mio. Pfund, knapp 600 Mio. $, zu vermelden hat, dann ist wohl Handlungsbedarf. Außer den Rechten an über 1 Mio. Liedern ist da sowieso nicht mehr viel! Wer sich, wie diese ’Großen’ in der Musikbranche, über Jahre gegen die Interessen seines wichtigsten Kapitals, die Künstler nämlich, verhält, der muss sich nicht wundern, wenn das Niveau von Jahr zu Jahr verloren geht und eines Tages es mal richtig ’Bum’ macht. Und das ist erst der Anfang! Nun ist die Problematik dieser Szene viel zu komplex und ich will mich und uns alle gar nicht langweilen jede Faser dieser Entwicklung zu betrachten. Das Ergebnis zählt und ich hatte in wundervollen Gesprächen und Schriftwechseln mit dem damaligen EMI Präsidenten und anderen Verantwortlichen genau dieses Ende, und für mich ist das der Anfang vom Ende, vorausgesagt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein kreativer Wandel in den Hohlköpfen der Macher bei EMI eintreten wird. Und ich bin sicher, es wird auch die anderen der Branche erfassen, denn wenn einer erst einmal zeigen muss, was wirklich los ist, dann ist die Scham der anderen geringer. Früher einmal wurde dem Konsumenten das wundervolle Gefühl vermittelt, eine künstlerische Einheit zwischen dem Inhalt der Schallplatte, dann CD, und der Plattenhülle, später dem kleinen Booklet, in Händen zu halten, für die es lohnte, einen bestimmten Geldbetrag bereitwillig auszugeben. Allein die frühere Hochwertigkeit ging verloren auf dem Weg, immer billigere Produkte herzustellen, und so war es schließlich mit dem Inhalt das gleiche. Wenn man dann mit so abgetakelten Nullen wie den, ich mag es ja gar nicht tippen, vielleicht hätte ich doch besser zwei ’t’s, statt doppeltes ’l’ genommen, wie den Spice Girls glaubt ’Comebacks’ zu starten, dann ’Gute Nacht’ EMI und Old England! Aber die Quereinsteiger der Branche sind nicht besser, wenn sie nur über die Zahlung idiotischer Summen an einzelne Zugpferde sich meinen einen Namen zu machen. Die werden auch sehr schnell die Zügel schleifen lassen müssen, weil der immer kritischer werdende Verbraucher so langsam begreift, dass es keinen Sinn macht, sein hart verdientes Geld einigen durchgeknallten Typen nachzuschmeißen. Die ein, zwei Lieder, die stets Gehör finden und vielleicht noch gerade den Zeitgeist treffen, die lädt man sich dann herunter und den Rest eines Albums können die Labels dann in die Tonne treten!

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