Ich nahm täglich nur die negativen Meldungen über die vielen gehabten Pannen, Fehlentscheidungen und Peinlichkeiten der Kampfrichter und Organisatoren aus dem Sport1-Internet-Portal zur Kenntnis und trug sie meiner Frau mit meist bissigem Kommentar vor… Dann lachten wir nur über ‘diese Engländer‘, die wir ja auch bestens kennen und darum alles nicht so neu war, für uns. Ehrlich, wir freuten uns sogar über recht viele (schon im Vorfeld der Spiele) ertappte Dopingsünder und wunderten uns nur über die Inkonsequenz der ‘sauberen Athleten‘, überhaupt anzutreten! Die sollten zum Beispiel die Chinesen zum geplanten Sieg einfach durchwinken. Das wären dann deutliche Zeichen, dass es keinen Spaß mehr macht mit anzusehen, als Sportler es keinen Sinn macht mitzuerleben, sich, besonders derb gesagt, öffentlich verarschen zu lassen!
Wir konnten uns nur wundern, wie man einem seit zwei Jahrzehnten die Welt an der Nase herumführenden Radfahrer eine Goldmedaille um den Hals hängen kann, wo der Mann doch sogar schon gesperrt war. Einmal gedopt, immer gedopt! – Die Gewinnerin im Hammerwerferen aus Russland? Das gleiche Spielchen. Ich glaube, die Aufzählung könnte jetzt endlos so weiter folgen. Es lohnt hier nicht. Für mich gibt es nur eine Forderung an den Berufssport: Einmal gesündigt und betrogen, für immer ausgeschlossen! Solange das nicht konsequent gehandhabt wird, schaue ich keinen Sport mehr… So einfach. Also gibt es KEIN Olympia bei uns.
Kaum fliegt ein Athlet aus dem Wettbewerb, düst er schon wieder auf den nächsten Kontinent und tritt bei einem anderen lokalen Sportfest an. Da geht es dann nur um das Geld und nicht um die lästigen Medaillen. Es ist ja sowieso nur noch ein großes Geschäft! Olympia? Früher ruhten sämtliche anderen Sportveranstaltungen auf der Welt, wenigstens während der Spiele in der Neuzeit. Von den Kriegen in grauer Vorzeit, die ebenfalls eingestellt wurden, will ich gar nicht erst anfangen!
Auf der Strecke geblieben ist der normale, faire Sportler. Es treten gezüchtete Berufssportler (Athleten) aus staatlichen Institutionen und Organisationen als ‘Sportsoldaten‘, ‘Polizeisportler‘ usw. gegeneinander an, gefördert entsprechend des Stellenwertes, den der Sport im jeweiligen System einnimmt. Mir wurde ehrlich spei-übel beim Lesen des folgenden Artikels (Die Rede ist vom deutschen Olympia-Team):
„Fast 300 Präparate von 72 deutschen Pharma-Herstellern sollen bei Olympia in London Dopingfällen vorbeugen und die medizinische Versorgung von Athleten sichern. Nicht nur im Olympischen Dorf kann Bernd Wolfarth als Chefmediziner der deutschen Mannschaft mit seinen 23 Ärzten und 30 Physiotherapeuten auf diese Mittel zurückgreifen. Auch im Deutschen Haus am West India Quay hat die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mit den gespendeten Produkten der deutschen Pharma-Industrie eine gut sortierte Olympia-Apotheke eingerichtet. „Vor allem im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel gibt es beim grenzenlosen Handel im Internet Dopingfallen für Athleten. Sie sind oft mit Prohormonen verunreinigt, können unzulässige Stimulanzien enthalten. Bei den von uns erhältlichen Produkten der deutschen Unternehmen geht das Risiko gegen Null“, sagt Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der NADA. Medizin-Chef Bernd Wolfarth, zum fünften Mal für das deutsche Team bei Olympia dabei, sagt: „Wir haben eine extrem gut sortierte Apotheke. Die medizinische Ambulanz der deutschen Mannschaft ist bestens ausgerüstet. Und ansonsten haben wir in der Poliklinik des Olympischen Dorfes Zugriff auf alles.“
Das sind doch tolle Zahlen und Aussagen, die auch einem Wissenden über gesunde Ernährung Freude und Hoffnung auf ‘saubere Spiele‘ machen! Die Hauptsache ist, dass die Pharmaindustrie gut aufgestellt ist! Dann ‘adelt‘ der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vize-Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, auch noch die Veranstaltung und spricht einen Tag vor der Olympia-Schlussfeier von „fantastischem Sport und großartigen Spielen“. – „Es war eine dichte olympische Atmosphäre, wie man sie sich nur wünschen kann – mit einem enthusiastischen Publikum.“ – „Zur guten Stimmung der Athleten hat beigetragen, dass die Athleten ein hervorragendes Olympisches Dorf vorfanden. Dies habe zu hervorragenden Leistungen mit Dutzenden von Weltrekorden geführt.“ Er dankte vor allem dem Organisationschef der Spiele: „Danke Sebastian Coe, danke London, danke Großbritannien für dieses olympische Erlebnis.“
Warum wohl war der Herr Bach so freundlich und dankte auch noch, statt den Dilettanten in der Organisation dieser Spiele gewaltig die von jedermann sichtbaren Fehlleistungen vorzuhalten? Der Mann möchte beim nächsten Mal, also 2016, als neuer gewählter Präsident des IOC nach Rio reisen, und nicht nur als Vize… – Ob die Verantwortlichen in Brasilien den Mut haben, das Rad des Irrsinns zurückzudrehen und den Gigantismus der Eröffnungs- und Abschlussfeiern, die in London allein mehr als 100 Millionen Euro verschlangen(!), ein Ende setzen? Aber dieser Betrag war ja nur ein Bruchteil der mit weit über 10 Milliarden Euro teuren Veranstaltung.
Ich bin aber dennoch zufrieden: Die einzigen Kerle, die sich nicht in diese britische Komödie haben einbinden lassen, waren die Rolling Stones. Das war für mich die beste Meldung von Olympia 2012!