Gedanken zum 1. Mai – dem Tag der Arbeit

Ich möchte gar nicht die Bedeutung dieses Tages für die Arbeiterbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Frage stellen. Dieser Tag ist in sehr vielen Ländern inzwischen längst ein gesetzlicher Feiertag. Vor sehr vielen Jahren kämpften in Australien, später dann in den USA mutige Männer für einen fairen Lohn und einen 8-Stunden-Arbeitstag. Die Arbeitnehmer bekamen und eigentlich bekommen sie noch heute diesen Tag ‘frei‘, um demonstrieren zu können… Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Vater mit meinem Bruder und mir zu einer offiziellen Mai-Kundgebung ging. Das mag fast sechzig Jahre zurückliegen. Was hat sich in der Arbeitswelt seit damals nicht alles gewandelt! Und immer noch rufen die Menschen nach dem Recht zur Arbeit! Wenn sie diese dann aber endlich innehaben, was geschieht sehr häufig mit den anfangs großen Ambitionen?
Gestern hörte ich aus den Nachrichten einige erschreckende Zahlen über die Fehlstunden am Arbeitsplatz durch psychische Erkrankungen. Weit über 50 Millionen Arbeitsstunden sollen es in Deutschland im Jahre 2011 gewesen sein, das sind ca. 13 % der Gesamtarbeitszeit! – Eine Größenordnung, die mehr als beunruhigend ist und die Wirtschaft als Ganzes zweistellige Milliardenbeträge kostet!
Einige Ursachen für die psychischen Erkrankungen der Mitarbeiter sind die ständige Erreichbarkeit mit modernen Kommunikationsmitteln und die Tatsache Beruf, Familie und Freizeit stets unter einen Hut bringen zu müssen. Es treiben sich die Menschen selber und produzieren einen inneren Druck und Stress, der sie schließlich krank macht. Besonders trifft das auf die Bevölkerung in Ballungsgebieten zu.
Welchen Ausweg haben wir Menschen in der westlichen Gesellschaftsform? Patentlösungen gibt es sicher nicht! Aber es gibt Ideen, nicht nur von Klugscheißern sondern von Visionären, die nur angegangen werden müssten, um eine Gegenbewegung zu initiieren.
„Zurück aufs Land“ ist zum Beispiel eines der machbaren Konzepte, die ich sehr gerne in das Gesamtbild setzen würde. Wenn es gelänge, wieder auf dem Lande mehr Arbeitsplätze zu schaffen, dann würden die Menschen aus dem Moloch der Metropolen heraus können! Eine wahrlich ‘Grüne Revolution‘ müsste uns alle ergreifen und nicht nur mit einer Sonnenblume ‘gesunde‘ Politik vorgaukeln, die letztlich nur die eigenen Machtansprüche sichern soll. Eine rote Nelke im Knopfloch, dem Symbol für den 1. Mai, hilft auch nicht weiter! Ebenso wenig wie die vielen Luftnummern in Nadelstreifen aus den Vorstandsetagen, oder das krasse Gegenteil, naive Piraten in Schlabberhosen mit dem Laptop unterm Arm!
Antworten auf die wirklich wichtigen, die Menschen bewegenden Fragen, müsste eine neue Bewegung formulieren. Und ganz oben sollte nur ein Begriff stehen: Gerechtigkeit! Daraus lässt sich alles ableiten; jetzt speziell für die Arbeitswelt: Gerechtigkeit am Arbeitsplatz. Gerechte Bezahlung.
An einem ‘zu viel an Arbeit‘ ist wohl selten jemand tatsächlich verstorben. Wenn dem so wäre, dann müsste ich eigentlich schon längst tot sein, pardon! Die Motivation die ein Mensch aus seiner Arbeit erfährt, die Erfüllung die er empfindet, wenn er seine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen hat, die macht ja nicht krank, sondern verleiht Flügel. Allerdings anders als ein gänzlich ungesundes Schlabbergetränk! Es ist die empfangene Ungerechtigkeit, die ihn krank macht! – Ein intelligenter Arbeitgeber kann ja eigentlich gar nicht so dumm sein, wissentlich seine Mitarbeiter in die Krankheit zu führen, wenn er dadurch zum Beispiel 13% Ausfall zu verkraften hat! Der Kreis ist geschlossen. Alle im Arbeitsprozess Beteiligten sollten sich besonders am ‘Tag der Arbeit‘ dieses bewusst machen und zukünftig – ohne Arbeitskampf – Lösungen zur Gesundung der Systeme finden!

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